Dienstag, 3. Juli 2007

1. Version der Nose

Es wird sicher keine kurze Geschichte, also fuer alle, die keine Zeit haben, faengt erst gar nicht an zu lesen.
Vor einem Monat erst habe ich zum ersten Mal eine Kletterroute mit Friends abgesichert (eine!). Dann war lange nix und wir kamen ins Yosemite. Hier habe ich alles daran gelegt einen Kletterpartner fuer eine Big Wall zu finden. Doch ich wurde meist von den coolen Big Wall-Kletterern belaechelt. Die Partner, die ich am Lagerfeuer am Abend fand, waren am naechsten Tag verschwunden oder haben es sich doch andes ueberlegt.
Doch dann kam Kyle. Ich sagte meinen Namen und er sagte seinen Namen, ich fragte, ob er das wirklich will und kann, er sagte ja. Keine Minute spaeter waren wir auf dem Weg zum Supermarkt und kauften alles was man in Dosen packen kann: Fleisch, Ravioli, Fruechte und ein Haufen Powerbars und Donuts (alles haltbare mit viel Fett und Zucker = Energie!).

In Big Walls sieht man Maenner weinen ...

Am Tag danach wollten wir 4 Seillaengen klettern und dann unsern Haulbag gefuellt mit ca. 40 Liter Wasser, Essensvorraeten, Regenbekleidung, Schlafsaecken und sonstigem Zubehoer hochziehen. Der Haulbag wird auch Pig genannt, weil es so verdammt anstrengend ist das Zeug hochzuziehen = haulen. Doch dann Stau?! Ich dachte, das gibts nicht. Ein Haufen Koreaner vor uns in der Wand gefolgt von einem andern Team, dann wir und noch ein Team hinter uns. 2 Wochen war kein Team auf der Nose, jetzt wollten alle gleichzeitig rauf! Die koreanischen Nationalhelden mit Namensschildern hatten die tollste beste Ausruestung vom Feinsten, aber waren soooo langsam! Also warteten wir. Und warteten (in der Wand haengend). Dann hatte ein anderer Kerl vor uns einen "nervlichen Totalaussetzer" und bewegte sich auch ewig nicht vom Fleck. Das Team hat schliesslich abgeseilt und aufgegeben. Die Koreaner wollten 2 Tage Pause machen und dann weiter klettern. Wir wollten um 3.30 Uhr starten, kamen aber aufgrund der Verzoegerungen um Mitternacht ins "Bett" und haben natuerlich verschlafen. Waehrend ich da so in 180 Metern Hoehe haengend Schwerstarbeit leistete und runter sah, trottete ein Baer seines Weges. Er trottete gemuetlich am El Cap Base entlang und auf unsern Startplatz zu. Oje, schoss es mir ploetzlich ein, meine Lieblingskekse sind noch da unten. Jetzt kann ich sagen waren. Und den Orangensaft hat er auch nicht verschmaeht. Ich konnte also aus sicherer Entfernung (das war wie Fernsehen) zusehen, wie zwei Wanderer und der Baer gleichzeitig einander sahen und zurueckgesprungen sind. Ausserdem gab es beim Abseilen Verzoegerungen, weil keiner der "Abbrecher" zuerst auf den Boden wollte. Die naechste Nacht hab ich nicht am Base geschlafen, sondern bei der Anneliese im Camp 4. Um ca. 3.30 Uhr bin ich dann los und um 4 Uhr hing ich schon in den Seilen. Mein Partner Kyle hat es vorgezogen auf der Sickle Ledge zu schlafen, er hing also schon in der Wand. Nun gings echt los. Bis zur Seillaenge 12 mussten wir es schaffen, da wir kein Porteledge zum anderswo uebernachten hatten. Doch ich wollte bis zum El Cap Tower (Seillaenge 14). Kyle brauchte leider sehr lange, um eine Seillaenge vorzusteigen. Endlich war ich dran. Doch bloederweise musste ich zuerst einen grossen Pendel zum naechsten Riss machen, wodurch ich eine halbe Seillaenge nichts absichern konnte. Diese psychisch "leicht angespannte" Situation verbesserte sich durch die orkanartigen Boeen auch nicht gerade. Zudem war die Kommunikation zwischen den Seilpartnern nahezu unmoeglich. Man war ich froh, als ich am Standplatz ankam. Das ganze Schlappseil beim Sichern hing rechts neben mir (!), nicht unter mir, so hats gestuermt. Kyle wollte dann nichts mehr vorsteigen. Super! Ich auch nicht, aber ich tat es. Bis zum Bivak der 12. Seillaenge haben wir es gerade noch mit dem letzten Tageslicht geschafft. Mann war ich fertig! Und das bei SL 12 von 31! Hatte ich mich uebernommen? Nach etwas kaltem Dosenfleisch und Schlaf war ich wieder motivierter. Am Morgen war es dann so weit, dass Kyle nach unten wollte. Abseilen, aufgeben. Und bloederweise kamen gerade zwei andere Kletterer von oben, die abseilten, also auch aufgaben. Kurz und buendig hab ich ihm aber klar gemacht, dass es fuer uns nur die "Flucht" nach oben gibt. Das zeigte Wirkung also gingen wir weiter. Er sollte doch der Erfahrene sein, ein Kletterer mit Big Wall Erfahrung, wie er sagte. Tja SCheisse! Realitaet ist, dass mein Partner gar nicht klettern konnte. Gar nicht! Nur Aid Climben. Und das war so extrem langsam, dass ich die schweren Routen klettern musste, um wenigstens zum naechsten Bivak zu kommen. Ich hab mir Gedanken darueber gemacht, ob ich gut genug bin, aber was ist wenn mein Partner schwaechelt? Beim beruehmten Great Roof ist er vorgestiegen, ich hab mit dem Grigri gesichert und waehrenddessen die Zaehne geputzt, dann Fotos gemacht, danach Chips gegessen, nochmal Fotos gemacht, Riegel gegessen, alles waehrend eines ewig andauernden Aid Vorstiegs.

Kingswing!

Der Kingswing war meine Aufgabe. Beim Kingswing wurde ich eine komplette Seillaenge abgelassen, danach musste ich am Felsen entlangrennen was das Zeug haelt, um einen Riss zu erreichen. Das war die volle Gaudi, da ich sogar die Leute von unten schreien hoerte. Nach dem riesigen Pendel kletterte ich ein paar unsichere Meter hoch und sprang sie an. Tja, doch die war lose. Mit der Schlinge in der Hand machte ich zuerst einen sauberen Abgang und dann pendelte ich den kompletten Kingswing wieder zurueck. Durch die Wucht meines Sturzes ist uns eine Gallone Wasser hinuntergefallen. Das war nicht gerade der Premiumaugenblick fuer Annelies, die mich durch ein Superteleskop beobachtete. Denn ploetzlich sah sie mich nicht mehr und alle schrien. Passiert is eh nix, den Pendel machte ich nochmal, das war eh a Gaudi. Ich hab mir gerade die ersten Fotos von Tom Evans, dem Brueckenfotografen angesehen. Die Fotos sind nicht so toll, wie erwartet. Erwartungen erschweren das Leben, es geht halt echt nicht das wiederzugeben. Nicht mit Fotos, Videos und auch nicht mit Erzaehlungen. Leider.

Klaus

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Klaus,

coole Geschichte. Hab eh schon mal weiter unten Gratuliert. Das ist echt volles Baustellenklettern oder!? Krass! Gratuliere!
Würdest dus nochmal machen?

lg Andi

Anonym hat gesagt…

Klaus, du bist der Ärgste!
Ich als Nicht-Kletterer verstehe ja die Hälfte der Fachausdrücke nicht, was wahrscheinlich gut ist, weil mir sonst schon beim Lesen schlecht werden würde...
Hut ab, eure Berichte lesen sich ja spannender wie ein Krimi!
Weiterschreiben, weiterschreiben!!!

Berni

Anneliese und Klaus hat gesagt…

hi andi!

baustellenklettern ist ein guter ausdruck!
Nein, vielleicht eine andere Big Wall, nicht die Nose! Ausser du kommst mit, dann wuerd ich fuer dich schon noch a fuehrung machen! :)

hey berni!
stells dir brutaler als brutal vor, es ist echt brutal. danke fuers kompliment, autobiographie folgt ... :)

maeffi!

hoffentlich hast dich an die hitze gewoehnt! was machst ausser schwitzen in saudi?

hey david!
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