Donnerstag, 13. Dezember 2007

Auszug aus dem Tagebuch

Der Filmalltag ist wieder vorbei, leider. Irgendwie gewoehnt man sich schnell an so was. Heute fahren wir wieder nach Vang Vieng zurueck, wieder als low budget traveller und Kletterer. Ich habs genossen am Set, doch ich hab das Klettern schon vermisst. Es ist halt viel Herumsitzen und Warten und darin bin ich nicht so gut. Vor allem ist es so, dass viele einen wirklich wie einen Star behandeln, das ist auch cool, doch nach einer Weile bekomm ich dabei irgendwie ein schlechtes Gefuehl, wenn einem alle alles zum Arsch tragen und dir das Gefuehl geben, du bist was besseres. Jetzt kann ich mir echt vorstellen, dass es fuer einen richtigen Star schwer sein muss, keine Starallueren zu bekommen bzw. am Boden der Realitaet zu bleiben. Fast unmoeglich glaub ich. Was mir am Set gefallen hat? Das Geschminkt und Gestylt werden, das wurde ich noch nie professionell, auch wenn es meiner Meinung nach zuviel war und ich die Haare gern anders gehabt haette, doch das musste so sein, weil der Unterschied Asiatin - Europaein / local - tourist ersichtlich bzw. offentsichtlich sein musste. Das zweite Maedel war blond und ich lockig, beides gibts nicht in Asien. Der Make-up Artist und der Haar-Stylist waren zwei herzige Ladyboys, die sich weiblicher als viele Frauen bewegten. In der Werbung sind wir zwei Maedels doch eher oefters im Hintergrund und die zwei Jungs im Vordergrund, ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass es eine Bierwerbung ist, oder daran, dass wir in Laos sind. Wir waren vor allem zum Schoen sein und Laecheln da. Das Schauspielern hat mir auch voll gedaugt! Es erinnerte mich alles ein wenig an die Studentenzeit und unsre kleinen Filmprojekte in Wien, wobei das hier schon um einiges professioneller ablief. Das coolste war, als Touristen aus Malaysien uns bewunderten und unbedingt mit uns "Stars" ein Foto machen wollten, obwohl sie uns nicht kannten, aber wir sind ja bald im Fernsehen, drum muessen wir beruehmt sein, jetzt, oder zumindest bald! Ein Mann gab mir sogar seine Karte und sagte, wenn ich jemals in Kuala Lumpur bin, soll ich mich melden, ich bin jeder Zeit willkommen! Nett, ha?
Land und Leute in Laos: beides sehr beeindruckend! Die Landschaften sind wunderschoen, viele Berge, Fluesse, Reisfelder, einfache Huetten, Tiere ueberall, soviele Kinder, ... Die Leute: freundlich, zurueckhaltend, neugierig zugleich, offen, ruhig, nicht gestresst, Gegenteil zu Vietnam! Es ist viel ruhiger, gelassener, auch die Sprache scheint freundlicher zu sein. In diesem Land ist viel Armut, doch man sieht sie nicht so geballt in einer Stadt oder ueberall (wie ichs mir in Indien vorstell), doch am Land, in den kleinen, urspruenglichen, netten Doerfern. Die Kinder spielen in zerlumpten Kleidern oder halbnackt auf der Strasse, beim Fluss, .... mit dem Wasser, Tieren ... soviele Kinder ueberall! Die Frauen waschen sich und ihre Waesche beim Brunnen mitten im Dorf. Die Strasse fuehrt mitten durch, wir fahren mit dem Moped vorbei, jeder kann ihnen zusehen. Viele waschen sich auch im Fluss. Die grosse Schwester wickelt den kleinen Bruder in ein Tuch, bindet ihn auf den Ruecken und maschiert mit den anderen zum Fluss. Vollkommen natuerlich. Selbstverstaendlich vor Sonnenuntergang, sonst waere es zu kalt. Der Grossteil der Laoten sind Bauern. Sie arbeiten hart und leben in einfachen Huetten, die meistens auf Stelzen stehen. Schon beeindruckend diese Leute und mit wie wenig sie auskommen. Ein Bauer fragte Diego (Kletterfreund v. uns) vor kurzem von wo er kommt, Diego sagte aus Chile. Der Bauer verstand nicht. Diego malte die Weltkugel mit den Kontinenten in den Sand und symbolisierte wo Laos und wo Chile liegt. Der Farmer reagierte verstoert und erschrocken. Er verstand nicht. Er sah die Weltkugel zum ersten Mal. Wahrscheinlich glaubte er, Diego komme von dem Dorf hinter einigen Bergen. Unvorstellbar.
Es gibt viele schoene grosse Schmetterlinge hier, viele Geckos und auch grosse Spinnen. Natuerlich Schlangen, doch die einzige, die wir bisher sahen, schlaengelte sich genau zu dem Moment, als wir mit dem Moped kamen, ueber die Strasse, sodass Klaus drueberfuhr. Doch die Schlange war leider schon weg, als wir umdrehten, um nach ihr zu schauen.
Das laotische Essen ist sehr gut und von Reis bestimmt, so sehr, dass sich die Sprache danach richtet. Uebersetzt man die laotischen Begriffe fuer Fruehstueck, Mittag- und Abendessen direkt, so heisst es: morgen Reis essen - mittags Reis essen - abends Reis essen! Wie auch die Vietnamesen und Thailaender teilen sie alles beim Essen, da gibt es kein ich bestell das, du dieses Menue, alle Gerichte werden in die Mitte des Tisches gestellt. Reis ist ueberall dabei, auch beim Fruehstueck, will man typisch laotisch essen! Nudeln sind eher selten, ausser in der Suppe. Man kann schoen scharf essen, das daugt mir! Laotische Kueche hat chinesische, vietnamesische und franzoesische Einfluesse. Drum gibts hier auch Croissant, Baguette und guten Kaffee, zu meiner Freude. Und jede Menge Fruechte natuerlich! Zu meinen Favorites gehoeren neben Ananas Ladyfinger (Art Banane) und Mangos.
Vientiane (Hauptstadt), Vang Vieng und Luang Prabang sind die 3 Staedte oder besser gesagt Plaetze, die mit Touristen gesaeumt sind. Die Laoten, die in der Tourismusbranche arbeiten sind reich im Vergleich zu vielen Dorfbewohnern und Bauern. Sie sprechen erstaunlich gutes Englisch, besser als die Vietnamesen und Thailaender. Was wir gelernt haben bisher: Ausbildung ist alles! Wer Englisch spricht, kann mit Touristen arbeiten und viel Geld kassieren. Die andren haben keine Chance, leben am Existenzminimum und versuchen vielleicht ein paar Fruechte oder Gemuese ihres Gartens zu verkaufen. Diejenigen, die an der Nationalstrasse wohnen haben es noch gut, da es die einzige Verbindung zum Norden Laos ist und somit viele Leute durchkommen. Doch es gibt viele Bergdoerfer, die keine Anbindung und Nahversorgung (Wasser, Essen, ...) haben. Die Mehrheit der laotischen Einwohner ist unter achtzehn Jahre! Wenn man in die einfachen Doerfer abseits der Hauptstrasse kommt und die Einfachheit des Zusammenlebens dieser Leute sieht: ihre simplen Holzbungalows nebeneinander, Schweine, Huehner, Kuehe, ... laufen auf der Strasse umher, wird man von deren Charme gefangengenommen. Alles Leben spielt sich draussen ab, vor allem beim Wasser in der Mitte des Dorfes. Klaus machte Fotos und Scherze mit den Kindern, sie waren so neugierig und hatten die groesste Freude, als sie mit unsrer Kamera Fotos machen durften. Eine Frau zeigte uns ihre Kaefersammlung vom heutigen Tag und verdeutlichte uns mit Gestik und Mimik, dass diese riesigen 6-Beiner zum Essen seien. Nach einer Weile merkten auch die andren im Dorf, dass zwei Fremde da sind, und die Haelfte der Bewohner, vor allem die Kinder, versammelten sich um uns. Alle waren so freundlich, drum wollen wir ihnen ein ausgedrucktes Foto mit ihnen drauf vorbeibringen. Auf dem Retourweg kamen uns die Schulkinder auf ihrem Heimweg entgegen. Da wird halt noch zu Fuss gegangen, auch wenns nicht gleich um die Ecke ist. Was ich damit sagen will ist, dass mir da erst so richtig bewusst geworden ist, wie gut es uns daheim geht und fuer wie selbstverstaendlich wir alles nehmen: warmes Wasser, Toilette, Haus, Transportmittel, Nahrung, Kleidung, ... die Moeglichkeit bei Durst einfach ein Glas mit Wasser aus dem Wasserhahn aufzufuellen.
Mit den wenigen Mitteln, die sie haben, sind sie jedoch echt bewunderswert kreativ im Gebrauch, sei es hinsichtlich Essenzubereitung, Verpackung, Transport, ... Sie schnallen auf das kleinste Moped riesige Pakete, 3-4 Schweine, fahren zu viert umher ... und sie koennen in den fuer uns scheinbar unmoeglichsten Positionen verharren und auf jeglicher Unterlage schlafen ... alles in allem ... bewegend, beeindruckend, schoen!

Anneliese

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Leicht verspätete Grüße und Glückwünsche zum Geburtstag aus Vorarlberg. Lass es dir gut gehen und der Anneliese natürlich auch. Wir wünschen euch viel Glück und Sonnenschein und natürlich frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und ein kletterreiches neues jahr
Elke, Oskar und Dieter

Anneliese und Klaus hat gesagt…

Salli Oskar, Dieter und Elke! Vielen Danke! Ich hatte mal nen waremen Geburtstag! Auch was nettes :) lg aus Laos