Vom Yosemitestyle Aid Climbing

The difference: Bei uns wird die Kletterausruestung (klettern mit Karabiner, Express, Schlingen, ...) nur dafuer verwendet im Falle eines Falles das Leben des Kleterers zu retten: ausserdem sind alle Sicherungspunkte (Bolts) vorher von anderen mit der Bohrmaschine fixiert, dh es sind 100 % sichere Anker! Hier gibt es sowas nicht. Meist Klettern wir Risse entlang und legen diese Sicherungspunkte selber! und je nachdem, wo man was wie platziert, kann es auch ziemlich sicher sein. Und dann gibt es da noch das "Aiden". Das heisst, dass man die Klemmgeraete wie Nuts, Friends, Cams, Aliens oder aehnliches in den Felsen klemmt, eine "Strickleiter" daran befestigt und darauf hoeher steigt. Wenn man noch extremer ist, braucht man einen Hammer, Cooperheads, Angelhooks usw. , aber das wuerde jetzt zu weit fuehren. Das ist also eine Materialschlacht, die lange dauert. Aber so kann man auch sehr schwere Sachen "aiden", die man sonst nicht klettern (free climben) koennte! Anyway: meine erste Big Wall war Southern Man am Washington Column mit Owen aus Australien als Buddy. 11 Seillaengen, viele gehen diese Tour in zwei Tagen und uebernachten auf einem grossen Felsvorsprung. Owen und ich (ohne Big Wall Erfahrung) gingen "light and fast" (ohne Hoalbag und Schlafsack) also in einem Tag. Und das ging so: 3.30 Uhr aufstehen und zum Auto gehen und das vorbereitete Fruehstueck waehrend der kurzen Anfahrt hinunterwuergen. Dann Stirnlampen an und im Dunkeln einen unbekannten Weg suchen, den die meisten Kletterer (lt. Kletterfuehrer) beim ersten Mal verpassen (auch im Hellen), so wie auch wir! Doch kurz vor Sonnenaufgang waren wir dann am rechten Fleck.
Pitch 1: Ich steig vor, kein Problem, Owen folgte.
Pitch 2: Owen wollte vorsteigen, aid climbing an einem kleinen Riss. Ich stand auf einem kleinen Felsvorsprung und sicherte. Nach ca. 6 Metern stuerzte er und landete mit dem Ruecken auf dem Felsen direkt neben mir. Ein kleiner Friend, den er platzierte ist rausgerissen. Ich konnte gottseidank etwas SChlappseil abfangen, indem ich zurueckrannte und am Seil zog, dadurch hatte er etwa 50 cm vor dem "Boden" noch etwas Seilzug, ausserdem hat er mit dem Helm, nicht mit dem Kopf aufgeschlagen. In dem Moment dachte ich mir, dass sich Owen alles gebrochen hat. Doch dann stand er auf, blutete und sagte, dass alles ok ist und nicht nur das, er wollte weiterklettern und diese Stelle machen! Wow! Nach einem 6 Meter Absturz! Er machte es, aber (verstaendlich) plazierte er so viele Sicherungspunkte, dass wir ca. 3 Stunden verloren! Die Zeit ist allesentscheidend beim Big Wall Klettern! Keiner will mitten in der Nacht noch an Seillaenge 10 haengend um Hilfe schreien! 3. Seillaenge: einfach, ich stieg vor. 4. SL: Boltleiter, dh supersichere Bolts, die Owen klippte. Pitch 5: "your turn" sagte Owen & grinste mich an! Super, dachte ich mir! Die blanke steile Wand vor mir mit einem viel zu kleinen Riss. Zu dem Zeitpunkt war ich mir nicht mehr so sicher, dass ich das machen kann, aber ich musste, und so konnte ich. Am Abend bevor wir starteten hab ich mir noch viele kleine Nuts, 1er, Nuller und Doppelnuller Cams ausgeliehen! Ihre Zeit war nun gekommen. Es ist schon ein besonderes Gefuehl, wenn man einen kleinen "Offsetnut" platziert und dann an dem maiskorngrossen Ding hochsteigt, um nach einem naechsten Placement Ausschau zu halten! Pitch 6: Ein schraeg verlaufender Riss unter einem Dach -> Owen's turn! Gut gemacht! Pitch 7: Die, die wir "Bitch-Pitch" nannten! Mit Abstand die laengste und schwerste Seillaenge. Nur allerkleinste Sachen zu platzieren! und dann konnte ich endlich einen 3.5 wild country friend platzieren! und es war ein guter Platz fuer den Friend! Das ist so ein herrliches erloesendes ... Gefuehl, wenn man dann endlich einen guten Platz fuer ein grosses Sicherungsteil findet! Dieses Gefuehl ist schwer zu beschreiben, aber a Wahnsinn echt! 8. SL: Ich stieg vor, weil wir Zeit gewinnen mussten. Kraempfe, furchtbare Kraempfe, die ich zuvor noch nie so schmerzhaft hatte! = Unterzucker! = Ich konnte die Laenge noch fertig klettern und hab dann gleich ein Powerbar Gel und a Banane mit Wasser zu mir genommen! Das Gel schmeckt echt grausig, aber genau fuer den Fall hatte ichs dabei und es nuetzt gottseidank! Pitch 9: Owen versuchte frei zu klettern und hat dann fast alles geaidet. (Der Halfdome neben uns war voll laessig beleuchtet im Abendlicht!) 10. SL: Ich kletterte das meiste frei 11. SL: Owen gab mir seinen Helm, da ich gelesen hatte, es koennte broeselig sein und tatsaechlich sind mir ein paar Steine auf den Helm gefallen! Jawohl! Oben waren wir! Voellig erschoepft, dehydriert und hungrig, aber oben! Gerade noch im letzten Abendlicht! Doch was nun folgte war der Horror! Wir fanden den Weg und dann noch einen und dann war da nur noch eine Klippe vor uns ... Owen war extrem durstig, ich hatte noch 1 L Wasser, er nix mehr! Einen Liter hat er bei seinem Sturz verloren. Mit Stirnlampen versuchten wir im abschuessigen Gelaende den Weg zu finden! Ich schaetze zu Mitternacht, nach ca. 4 h Suchen, beschlossen wir abzuseilen. Wir waren extrem durstig, ich hab 3 Schluck genommen (so machten wir das mehrmals) & Owen 3 Schluck gegeben. (Wir haetten beide laengst 3 Liter ohne abzusetzen trinken koennen!) Buesche, Steinschlag und Wasserrinnen in unserem Abseilweg und wir wussten nicht, ob da noch ein Busch oder Baum zum abseilen kommt. Ich durfte immer als erster (ja ich hatte sie, die Arschkarte!). Wir waren seit ca. 22 Stunden am Funktionieren! Wir wurden so muede, dass die Konzentrationa nachliess, also fixierten wir uns an einem Busch und doesden halt haengend ein! Vielleicht fuer eine Stunde oder nur eine halbe, dazwischen ist Owen aufgeschrocken und redete etwas von Baer oder so, ich war zu muede und mir war zu kalt, um darueber nachzudenken. Was wohl Anneliese grad dachte? Ob sie uns schon suchen liess? Ich hoffte nicht. Sonnenaufgang! Wir sahen wo wir waren! Oje voellig deplatziert. Schlussendlich gingen wir "unseren" Weg zurueck zum Camp 4, wo uns Anneliese laengst erwartete. 28 Stunden waren wir unterwegs! Jetzt zwei Tage spaeter bin ich immer noch muede und meine Finger sind immer noch geschwollen. Ein anderer Campbewohner sagte uns, dass er drei Tage nur furer das Klettern brauchte, und einige gratulierten uns, dass wir so schnell waren und nur einen (Kletter)Tag brauchten! Eine Big Wall ist Arbeiten, nicht Klettern. Wir waren also eh gut. Jetzt finde ich ploetzlich Big Wall Partner! Mal sehen, was als naechstes ansteht ...

Klaus


Als naechstes stand die Big Wall "East Buttress" auf den El Capitan mit mir (Anneliese) als Kletterpartner an! Es waren 13 Seillaengen, die wir in einem Tag schafften! Der Unterschied zu Washington Column (Klaus' erster Big wall) ist der, dass wir hier nicht aid climben mussten, sondern alles free climben konnten und das erspart eine Menge Zeit und so manche schweren Ausruestungsgegenstaende! Darum konnten wir diese 13 Laengen auch in einem Tag bewaeltigen. Wir starteten ebenfalls um 3.30 und gelangten um ca. 5.30 nach einem Zustieg mit Headlamps zum Routenanfang. Es war ein grossartiges, wenn auch anstrengendes Erlebnis fuer mich! Das Klettern hier ist wie gesagt nicht mit dem Klettern zuhause zu vergleichen, man muss Staende selber bauen, klettert meist nur in Rissen oder Kaminen und manchmal ist es sehr schwer, die richtige Route zu erkennen, weil man eben keinen Bolts folgen kann. Nach ca. 11 Stunden waren wir am Top des El Capitans! Ein grossartiges Gefuehl, doch wir machten uns gleich an den Abstieg, da Klaus ja mit Abstiegen schon gewisse schlechte Erfahrungen gemacht hat. Doch wir fanden den richtigen Weg und hatten auch noch die ganze Zeit Tageslicht. Es war ein sehr steiles Gelaende, wo wir zum Teil auf allen vieren runterkletterten, doch dann kamen 4 Abseilstationen, wodurch wir recht flott vorankamen. Im Tal angekommen mussten wir nochmal zum Base raufwandern, da wir unsren Rucksack beim Einstieg zurueckgelassen haben. Um 20.30 Uhr waren wir schliesslich bei unsrem Auto und sehr muede. Doch der Aufwand hat sich wahrhaftig gelohnt! Denn ich war auf dem El Capitan! :D
Klaus hat mittlerweile endlich einen Partner fuer "The Nose" (beruehmteste Route auf den El Cap, die z.b. die Huaba Buam speed kletterten) gefunden: Khyle, einen Kanadier! Sie sind heute um 3.30 Uhr gestartet und werden vermutlich 3 Naechte in der Wand verbringen. Sie muessen 31 Seillaengen bewaeltigen, um oben anzukommen. Sie koennen manches free climben, muessen aber auch viel aid climben und noch dazu kommt, dass sie nach jeder Laenge ihren riesigen und schweren Hoalbag nachziehen muessen, wo ihr Trinken, Essen und Schlafzeug drinnen ist. Ich hab sie heute von der El Cap Meadow (Wiese genau gegenueber des El Caps, wo man die Kletterer perfekt sieht) aus beobachtet mit einem Fernrohr. Ihr heutiges Ziel war die 14. Seillaenge, denn da kommt ein riesiger Felsvorsprung, wo sie bivakieren koennen. Ich hoffe, sie haben ihr Ziel heute erreicht. Werde es morgen erfahren, wenn ich zu dem Fotografen auf der Bruecke gehe, der jeden Tag alle Kletterer fotografiert und mit dem Teleskop ihre Fortschritte verfolgt. Freu mich schon, wenn sie zurueck sind und sich Klaus seinen Traum erfuellt hat.
Anneliese