CAMP4

Di 12 Juni so gegen 22 30 Uhr. Gerade wurden wir aus dem Camp geschmissen. Ja! eigenlich wollte ich etwas anderes berichten, in etwa so (Auszug aus dem persoenlichen Tagebuch):
Camp4! Wir sind im Camp4, wahnsinn oder? Was das fuer einen Kletterer bedeutet im Yosemite Nationalpark im beruehmtesten Camp fuer Kletterer zu hausen. Direkt am El Capitan dem groessten Granitmonolit der Welt, Halfdome, Midnight Lightning oder Seperate Reality um nur einige Schlagworte zu nennen. Dieses Privileg hier sein zu koennen (duerfen ist a andere sache) an einem so geschichtstraechtigen wunderschoenen Ort.
... na in etwa so ...
Aber die Realitaet (in Uniform von Parkrangern) schlaegt erbarmungslos und ohne Ausnahme zu. Kurz zur Situation: im Yosemite Nationalpark darf man maximal 7 Tage bleiben, deshalb spielen alle Kletterer das selbe Spiel, indem pro Zelt nur eine Person registriert wird. Nach dieser Woche registriert sich die bis dahin illegale Person, und wieder eine Woche spaeter muss man sich Leute suchen, die ihre 7 Tage nicht ausschoepfen. Ja, so laestig laeuft das hier.
Anyways, grad als eine gemuetlich allabendliche Jamsession begann, kamen 4 Ranger, die uns so angenehm mit den grossen Lampen ins Gesicht leuchteten: Sie meinten es seien zu viele Personen registriert auf Campsite 26. zugegeben: von ueber 10 Personen war eine registriert. Jetzt sind wir ausserhalb, mal sehen was folgt. Wenn ich grad beim Negativen bin, Fotos sind Momentaufnahmen, wir wollen die tollsten Momente einfangen und zeigen davon nur die besten her, damit ihr in der Ferne traeumen duerft. Der extreme Verkehr im Valley, die ewigen Touristenschlangen vor allen moeglichen Attraktionen sind leider die einzigen Schlangen, die wir hier sehen.
Uebrigens gehn wir jetzt wieder regelmaessig duschen, wenn auch die Intervalle laenger sind als zuhause und zwar in einem anderen Campingplatz mit warmen Wasser und anderem Luxus.
Laessiges haben wir auch schon erlebt: zum Beispiel sind wir laessige Multipitch-Touren gegangen und ich habe inklusive STandplatz alles selber abgesichert. Langsam trau ich diesen Friends, Aliens, Cams, Klemmkeilen usw. So sehr, dass ich in der Seperate Reality ein paar mal stuerzte. (ich bleib dran, es fehlt nur noch ein eizerl!)
Den beruehmtesten Boulder der Welt hab ich inzwischen geschafft (Midnight Lightning V 8). Darf ich das wiederholen? Ich muss: ich hab den Midnight Lightning geschafft, den coolsten Boulder mitten im Camp 4. Super imposant war der Versuch zu Mitternacht, da sich so viele Leute versammelten, um uns zwei (Ron und mir) den Boulder auszuleuchten und uns anzufeuern. Das werd ich nie vergessen! Amazing!
Baerige Momente hatten wir auch schon: Ich hab mich langsam einem Baeren genaehert, hingesetzt und ruhig ein paar Fotos gemacht. Das waren tolle Augenblicke, der Baer und ich, wirklich laessig! Ein anderes Mal war ich noch naeher dran, ca. 5 Meter. Ich wollte ihn schon reiten, aber er war schneller, da haben wir zu dritt einen jungen Baeren aus dem Camp 4 vertrieben, der den Nachbarn an die Biervorraete ging. Die laessigen Ranger zaehlen da scheinbar mit, im Mai wurden 79 mal Baeren im Camp gesehen. Wir spielen schon mit dem Gedanken, den Rangern Erdnussbutter aufs Auto zu schmieren (Honig wuerde bei europaeischen Baeren wirken), den nach einem Baerenintermezzo wird selbst der kleinste Fiat Uno zu einem futuristischen Cabrio. Ein Jeep steht auf dem Parkplatz und anstelle einer Heckscheibe ist auf viel Klebeband geschrieben: Bear 1 / Jeep 0.
Squirrels: California Ground Squirrels, sie sind die Ratten des Camps, aber so suess. Eingetrocknetes Essen? Keine Lust auf Abwasch? Kein Problem! Ein Squirrel hilft. Den Topf nur stehen lassen und die putzigen Tierchen fressen alles weg, leider alles, echt! Zum Beispiel unsere chinesischen Suppen. Was gibts noch zu erzaehlen? Es gibt sie noch, die bettelarmen Kletterer, die das uebrig gelassene Essen der Touris wegessen, wie in vielen Buechern beschrieben. Es gibt soviele Kletterbuecher, die vom Camp 4 berichten, und wir sind mittendrin statt nur dabei!
Wir leben unsern Traum!

Klaus